Traditionell werde ich am Schuljahresende von Frau Dr. Köllner-Rabold zur Präsentation der Bionik- Projekte im Profilunterricht der 10. Klasse eingeladen. Auch in diesem Jahr habe ich viel gelernt – die Natur ist unerschöpfliche Quelle für technische Prozeduren und Erfindungen.
Die erste Gruppe stellte ein Relaxation Device vor, auf Deutsch „Entspannungstherapiegerät“.
Die Grundidee ist, ein tragbares Köfferchen für zuhause und unterwegs mit allen Entspannungsstimulatoren zu entwickeln, das teure Therapiesitzungen oder Entspannungskurse ersetzen kann. Auf dem Foto 1 ist der Prototyp zu sehen – mit einem Motor wird eine mechanische Bewegung erzeugt, die eine ruhige Atemfrequenz vorgibt; ein Zerstäuber sorgt für angenehmen Duft und über blaues Licht und Klänge aus einem kleinen Lautsprecher kommt der gestresste Mensch zu Ruhe. Die Herausforderung bestand darin, alle Geräte mit unterschiedlichen Anforderungen an Stromstärke und Spannung in einer Kiste zu verknüpfen. Das Projekt soll bei „Jugend forscht“ angemeldet und in der Sek. II fortgeführt werden – vielleicht bekommt man es noch kleiner und leichter hin?
Auch die anderen Projekte waren praxisorientiert, so z. B. „Sterni“, ein nach der Form benannter Prototyp eines Möbels (Foto 2). Nach den Prinzipien der Bienenwabe und des Spinnennetzes sollte ein stabiles Stück entstehen, das wahlweise als Hocker oder Tisch genutzt werden kann. Zudem galt der Anspruch, nur recyceltes Material zu benutzen. Auch dieses Projekt könnte im Wettbewerb weiterentwickelt werden, ich stelle mir dabei stabile mobile Hocker auf den Gängen unserer Schule gut vor.
Von Nanotubes hatte ich zuvor noch nichts gehört. Dabei gibt es diese Anwendung bereits zu kaufen: „Klebe“band ohne Kleber, sondern Haftung aufgrund der inneren elektrischen Kräfte des Materials. Es funktioniert wirklich – 3 cm2 Band genügen, um an einer senkrechten glatten sauberen Fläche eine volle Wasserflasche anzu“kleben“. Endlich eine brauchbare Idee, um Kunstwerke in der Schule an die Wände zu bringen, ohne dass die bisher eingesetzten Magnete der Reihe nach „verdampfen“.
Von Placoidschuppen hatte ich bisher ebenso wenig Ahnung – die Demonstration (Foto 3) des Prinzips der Haifischschuppen erfolgte zwar nicht mit Wasser, sondern mit Sand, aber es leuchtete ein, dass bei strömenden Wasser- und Luftmassen durch die Rillen in der Oberfläche Strömungswirbel aufgenommen und damit der Widerstand verringert werden kann.
Segelflieger (Foto 4) habe ich schon häufig gesehen, aber noch nie so deutlich, warum das Modell – sich selbst und der Luft überlassen – nach dem Sinkflug wieder in die Höhe steigen kann. Nach einigem Auf und Ab setze das gute Stück ganz sacht und unbeschadet auf dem Boden auf, was ich nach dem ersten Flugdrittel nicht erwartet hatte.
Nicht immer gelingt ein Projekt – wer sich mit „Bio-Kunststoff“ auseinandersetzt, kann ein Lied davon singen. Dennoch ist es sehr lehrreich zu erfahren, w a r u m die Konsistenz des Produkts nicht die gewünschte und benötigte ist. In allen Forschungslaboren der Welt passiert so etwas und ist sogar die Regel. Dann gilt es, Alternativen zu finden, um dennoch ein Problem zu lösen.
Pappe erwies sich letztlich als ein interessanter Werkstoff, um Knochenstruktur in anwendbare Produkte umzusetzen. Auf Foto 5 ist zu sehen, wie „Papp-Knochenstücke“ miteinander verklebt sind und damit eine Traglast ermöglichen (hier 6 Bio-Bücher), die das Eigengewicht der Konstruktion um das Zwölffache übersteigen.
Alles in allem ist Bionik eine spannende Sache – ich freue mich schon auf´s nächste Jahr.
Uta Steffen (Schulleiterin)