Countdown bis zum Abitur 9

Der Ernst des Lebens

Im September des Jahres 2012 erhielten alle Schüler und Schülerinnen unseres Jahrgangs das Buch „Der Ernst des Lebens“ (Ingrid Kellner, Sabine Jörg) zum Anlass der Einschulung. Der Ernst des Lebens beginne, wenn man in die Schule koome, doch was genau war dieser Ernst? Die Protagonistin Anette stellte sich eben diese Frage und befürchtete ein Monster hinter jenem abstrakten Begriff.

Google konnte uns sagen, dass es sich bei dem Wort Ernst um ein Substantiv handelt, welches besagt, dass jemand von Nachdenklichkeit bestimmt sei. Doch als sechsjähriges Kind lässt man sich nicht so einfach mit einer schlichten Begriffsdefinition abspeisen und wir begaben uns für zwölf Jahre auf die Suche nach einer genaueren Beschreibung des Ernstes des Lebens.

12 lange, abwechslungsreiche, lustige und kraftraubende Jahre später fanden wir uns schließlich am Montag, dem 11.03.2024 um 7:35 Uhr in der Aula ein, um gemeinsam das Vorabitur und somit die letzte Klausur unserer Schullaufbahn antreten zu können. Während die einen in englischer Sprache über die ‚Cancel Culture‘ diskutierten, stellten sich andere einem physikalischen Experiment und der dritte Kurs setzte sich mit der Weimarer Verfassung auseinander.

So, wie wir 16 Abiturienten  still dasaßen und schrieben, begriffen wir plötzlich das, was uns vor 12 Jahren noch so unbegreiflich erschien.

Ab dem Zeitpunkt unserer Einschulung begannen wir nach der Bedeutung des Ernstes des Lebens zu suchen und auf dieser Reise interpretierten wir diese fehl, missverstanden sie, nahmen den von uns zugeschriebenen Sinngehalt an und lernten, ihn als festen Bestandteil unseres Alltags zu lieben. Doch nun müssen wir alle Interpretationen und Analysen, welche uns auf besagtem Weg begleiteten, hinter uns lassen und anfangen, neue Möglichkeiten für die Definition der Wortgruppe ‚Ernst des Lebens‘ zu ermitteln.

12 Jahre voller kryptischer Stochastik und Algebra, voller wortreicher Berichte und Erörterungen, voller ausführlicher Geschichtswissenschaften und detaillierter biologischer Vorgänge dienten dem Zweck, uns auf die endgültigen Abiturprüfungen vorzubereiten. Vielleicht waren diese Jahre bereits der Ernst des Lebens, vielleicht bereiteten sie uns aber auch nur auf diesen vor.

12 Jahre Schulzeit klingen auf der einen Seite genau nach dem, was sie sind. Sie klingen nach 4380 Tagen, 144 Ferienwochen und unzählbar vielen Arbeiten. Aber andererseits klingen sie für uns auch nach Freundschaft und Zusammenhalt, nach Höhen und Tiefen, nach Gruppen- und Einzelarbeit, nach geteilten Tränen und Lächeln, nach Niederlagen und Erfolgen. Sie klingen nach uns, nach der Klasse 12 des Freien Gymnasiums Penig, welche auf den Abschluss ihrer gemeinsamen Zeit zugeht. Mit den Vorabiturprüfungen dieser Woche endet das Verzweifeln vor den Klausuren und das Aufatmen beim Erblicken der Note, die letztendlich doch nicht so schlecht ausfiel, wie man zunächst argwöhnte. Mit dem Vorabitur rücken die geliebte Mottowoche, die gefürchteten Abiturprüfungen und die lang ersehnte Abschlussfahrt immer näher. Wir alle freuen uns auf den Tag im Juni, an welchem wir tatsächlich unser Abitur in den Händen halten können, aber auch der Schmerz des ‚Auf Wiedersehen‘-Sagens zu unseren Mitschülern taucht plötzlich in greifbarer Nähe auf.

Wir mögen nicht in Worte fassen können, was der Ernst des Lebens ist, aber wir erahnen, wie er sich anfühlt. Nach 12 Jahren wissen wir, dass er unsere Schulzeit war und alle damit verknüpften Hoch- und Tiefpunkte. Doch nur weil diese Phase nun ein Ende findet, setzt dies nicht automatisch voraus, dass wir uns nicht auch neuen ernsten Gesichtern stellen müssen.

„Der Ernst des Lebens“ zieht sich durch alle aufkommenden Herausforderungen, denen wir in unserem Leben gegenübertreten müssen und dabei bereitet uns jedes, zunächst körperloses Abstraktum, welches wir mit ein wenig Zeit und Geduld genauer durchblicken werden, auf einen neuen Lebensabschnitt vor.

Somit beenden wir diesen „Ernst des Lebens“ gemeinsam und blicken dem unbekannten Neuen mit etwas weniger Furcht, als wir es noch im Jahre 2012 taten, in die Augen.

Taleja Hoch

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